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Bachelorarbeit                                       Fachhochschule Erfurt
Großprojekte als Instrument der Stadtentwicklung  Stadt- und Raumplanung

1 Einleitung

Städte werden in ihrer Entwicklung von einer Vielzahl an internen und externen Fakto-
ren beeinflusst. Zu den externen Faktoren zählen bei vielen deutschen und europäi-
schen Städten insbesondere der strukturelle Wandel von der Industrie- zur Dienstleis-
tungsgesellschaft, der zunehmende nationale und internationale Standortwettbewerb
der Städte sowie der demographische Wandel. Auf diese Faktoren können die Städte in
der Regel kaum oder nur sehr begrenzt Einfluss nehmen. Stattdessen müssen sie sich
auf die veränderten Rahmenbedingungen einstellen und unter anderem mit geeigneten
Anpassungsmaßnahmen im Rahmen der Stadtentwicklung auf die externen Faktoren
reagieren. Auch interne Faktoren wie beispielsweise die vorhandene Infrastruktur, die
Wohnungssituation oder soziokulturelle Angebote beeinflussen die Stadtentwicklung.
Durch gezielte Steuerung vorhandener Ressourcen in diesen Bereichen haben die
Städte hier einen größeren Einfluss, auf diese Bedingungen einzuwirken (vgl. BBR 2000:
45).

Der Stadtplanung stehen eine Reihe von Instrumenten zur Verfügung, um auf diese
oben genannten Faktoren mit angemessenen Maßnahmen zu reagieren. Zu nennen wä-
ren strategische Planungsinstrumente, wie beispielsweise Flächennutzungspläne,
Stadtentwicklungskonzepte oder Förderprogramme. Diese unterliegen in der Regel
den gegenwärtigen stadtplanerischen Anforderungen, werden vor allem durch die je-
weils vorherrschende Politik beeinflusst und kommen daher in unterschiedlicher Aus-
führung sowie Intensität zum Einsatz. Jedoch überwiegt bei allen planerischen Instru-
menten der grundsätzliche Gedanke der zukunftsorientierten, effektiven und nachhal-
tigen Stadtentwicklung (vgl. Knieling 2006: 473ff.).

Verfolgt man in den öffentlichen Medien eine Großsportveranstaltung wie die „Fußball-
Weltmeisterschaft 2018“ in Russland oder ist Besucher einer Bundesgartenschau wie
der „BUGA 2019 Heilbronn“, verbindet man diese zunächst nicht zwangsläufig mit lang-
fristig angelegter und damit nachhaltiger Stadtentwicklung. Durch ihre zeitlich be-
grenzten Durchführungszeiträume und der damit befristeten Aufmerksamkeit spielen
die oft jahrelangen Vorplanungen und die Fragen zur Nachnutzung der entstandenen
Bauwerke, neugestalteten Flächen oder entsprechender Begleitprojekte sowie deren
Integration in vorhandene gesamtstädtische Entwicklungskonzepte in der Öffentlich-
keit häufig eine eher untergeordnete Rolle.

Der wissenschaftliche Standpunkt assoziiert Projekte primär mit der Umsetzung von
Planung (vgl. Krüger 2007: 332). Folglich stehen auch Großprojekte, wie beispielweise
internationale Sportgroßereignisse oder Bundesgartenschauen der Stadtplanung in ih-
rem Arbeitsfeld zur Verfügung - Stadtplanung möchte die in der Regel von Großprojek-
ten ausgehenden Potenziale für die regionale oder lokale Entwicklung nutzen, hat je-
doch gleichzeitig die Aufgabe mögliche Risiken abzuwägen und bestenfalls zu vermei-
den. Weiterhin sollte die Legitimität für den Einsatz eines Großprojektes gegeben sein,

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