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Bachelorarbeit Fachhochschule Erfurt
Großprojekte als Instrument der Stadtentwicklung Stadt- und Raumplanung
allem in den warmen Monaten ist er Erholungs– und Freizeitraum für Familien und Ein-
wohner aller Altersgruppen und darüber hinaus zentraler Ort für Kunst- und Kulturver-
anstaltungen.
Obgleich der vielen positiven Aspekte für die Stadtentwicklung, sind auch Kritikpunkte
zu nennen. Die schon im Vorfeld der Bundesgartenschau finanziell eingeschränkte Leis-
tungsfähigkeit Geras zwingt die Stadt zum Verkauf einzelner Vermögenswerte sowie zur
Aufnahme von Investitionskrediten, um Mittel für die Eigenfinanzierung aufzubringen
(Stadtverwaltung Gera. Dezernat Bau und Umwelt 2014: 32). Dieser Sachverhalt wird
durch Aussagen einzelner Experten, der im Rahmen der Arbeit geführten Interviews be-
kräftigt. Die Stadt verkaufte für die Eigenmittelfinanzierung und weitere Begleitpro-
jekte im Vorlauf der Bundesgartenschau „eine städtische Wohnungsgesellschaft“
(Steinbrecht 2020: Z. 204) sowie „das [städtische] Klinikum“ (Leithold 2020: Z. 100). Da-
mit verliert Gera die Kontrolle und die Steuerungsfunktion über kommunale Einrichtun-
gen. Eine Aussage, inwieweit dies die Handlungsfähigkeit der Stadt in den entsprechen-
den Handlungsfeldern einschränkt, ist in der vorliegenden Arbeit nicht zu treffen. An
diesem Punkt besteht die Ansatzmöglichkeit für eine weiterführende Forschung in die-
sem Themenfeld, um die Auswirkungen dieser Maßnahmen auf die Stadtentwicklung
Geras zu analysieren. Eine wesentliche Herausforderung bei der Planung durch Groß-
projekte für die austragenden Städte und Regionen besteht darin, nachhaltige Kon-
zepte zu erarbeiten und diese in die alltägliche Stadtentwicklung zu integrieren. Die
Stadt Gera gewährleistet die Nachhaltigkeit durch die Schaffung eines Stadtparkes, der
durch seine Funktion die Nachnutzung sichert. Mit der „Lebenshilfe Gera e.V.“ wird ein
lokaler Verein für Parkpflege und -instandhaltung vertraglich bestimmt. Mit der Weiter-
führung respektive dem Erhalt des Fördervereins wird die Idee der Bundesgartenschau
weitergetragen. Die Potenziale der Stadt Gera sowie der Ausstellungsbereiche bzw. der
Projekte werden erkannt und in kommunale und regionale Konzepte eingearbeitet. Der
Versuch der informellen Planung ist positiv zu bewerten, jedoch erfolgten im Rahmen
der vorliegenden Forschung keine Prüfung der jeweiligen Umsetzung der konzeptionell
festgeschriebenen Maßnahmen. An diesem Punkt bedarf es weiterführender Untersu-
chungen.
Wie die Abhandlung gezeigt hat, beinhaltet die Frage nach der Legitimität des enormen
Einsatzes öffentlicher Mittel für die Umsetzung von Großprojekten das meiste Konflikt-
potenzial. Hierfür ist die Frage der Nachhaltigkeit des Großprojektes von essenzieller
Bedeutung. Auch 13 Jahre nach der Umsetzung der „Bundesgartenschau 2007“ ist eine
endgültige Aussage über die nachhaltige Wirkung dieser auf die Stadtentwicklung nicht
zu treffen.
Ronneburg gelingt die Nachnutzung weniger gut, das Gelände ist zu weiträumig und die
Bürgermeisterin der Stadt beschreibt „die Nachpflege … [als] eine große Last“ (nd,
26.04.2017). Diese Tatsache bleibt jedoch bei der Bewertung der „Bundesgartenschau
2007“ für die Stadtentwicklung Geras unbeachtet, zeigt aber auch die Herausforderung
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