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Bachelorarbeit Fachhochschule Erfurt
Großprojekte als Instrument der Stadtentwicklung Stadt- und Raumplanung
und Politik nehmen einen ständigen Einfluss auf Großprojekte und wandeln somit auch
den gesamten Planungsfachbereich (vgl. Huning, Peters 2003: 8).
In den 1970er Jahren verliert die Stadtentwicklung durch Bauprojekte, wie die Groß-
wohnsiedlung „Märkisches Viertel“ in Berlin, den menschlichen Maßstab. Dies führte
vermehrt zu öffentlicher Kritik an Großprojekten. Man konstatierte, dass Planung im
großen Rahmen auch große Fehler in der Stadtentwicklung verursacht. Dieser Lernpro-
zess prägte die 1980er und 1990er Jahre. Ein weniger radikaler Stadtumbau, im Maß-
stab der gebauten Stadt, gewann an Bedeutung. Die zunehmende bürgerliche Beteili-
gung und Mitsprache führte zu einem Ansatz der integrierten und integrierenden Pro-
jekte. Weitere neue Zielstellungen der Stadtentwicklung, wie die Funktionsmischung,
die kompakte Stadt, die Reduzierung des Flächenverbrauchs oder der Nachhaltigkeits-
gedanke, springen in Folge dessen ebenfalls auf die Umsetzung von Großprojekten
über. Vorbehalte gegenüber Großprojekten bestehen jedoch auch durch Suburbanisie-
rungsprozesse sowie Bevölkerungs– und Arbeitsplatzrückgang und die damit verbun-
dene Kritik am dauerhaften Wachstum der Gesellschaft. In Folge der deutschen Wieder-
vereinigung änderten sich die Rahmenbedingungen der Stadtentwicklung grundsätz-
lich, was Großprojekte wieder zu einem vielversprechenden Instrument der Stadtent-
wicklung machte (vgl. Daldrup, Zlonicky 2009: 10).
Der Einsatz von Großprojekten in der Stadtplanung erzeugt vielschichtige Auswirkun-
gen auf die strukturelle und die räumliche Entwicklung der ausrichtenden Stadt. Dabei
lassen sich die Auswirkungen in unterschiedliche Dimensionen der Stadtentwicklung
einteilen, wobei jeder Dimension sowohl positive als auch problematische Auswirkun-
gen zuzuordnen sind. Etwaige Dimensionen sind unter anderem soziale, politische oder
ökonomische Auswirkungen. Wobei anzumerken ist, dass jedes Großprojekt eine diffe-
renzierte Betrachtungsweise erfordert und sich somit individuelle Dimensionen und
entsprechende Auswirkungen ergeben (vgl. Pachaly 2008: 37ff.).
Die aktuelle Stadtentwicklung unterliegt einem internationalen Standortwettbewerb
der Städte und Regionen. Großprojekte bieten Städten oder ganzen Regionen die Mög-
lichkeit, sich beispielsweise durch erhöhte mediale Aufmerksamkeit einen damit ver-
bundenen Imagegewinn, einen Vorteil in diesem Wettbewerb zu verschaffen. Großpro-
jekte können Städte und Regionen als Standorte für Unternehmen attraktiv machen
und somit gewünschte Neuansiedelungen, verbunden mit der Schaffung von Arbeits-
plätzen und der Generierung von Gewerbesteuereinnahmen, initiieren (vgl. Huning, Pe-
ters 2003: 6ff.)
Gerade in schrumpfenden Städten versagen oftmals die Mechanismen des Marktes, da
auf Problemstellungen und Bedürfnisse in der Stadtentwicklung nicht oder nur kaum
mit Innovationen reagiert werden kann. Die staatliche Planungsebene sieht hier die
Chance, durch Großprojekte die als notwendig erachteten und häufig politisch gewoll-
ten Veränderungen zu beschleunigen, um so auf die Problemstellungen zu reagieren
(vgl. Ibert 2003: 6f.).
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