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Bachelorarbeit Fachhochschule Erfurt
Großprojekte als Instrument der Stadtentwicklung Stadt- und Raumplanung
Eines der bekanntesten Flagship–Image–Projekte in Deutschland ist die „Autostadt“
Wolfsburg. Im Zeitraum des deutschen Nationalsozialismus entstand auf einem zuvor
ausschließlich agrarisch bestimmten Gebiet eine Stadt mit einer zugehörigen Automo-
bilfabrik. Auf Grund seiner geographischen Lage und seiner wirtschaftlich bedeutsamen
Funktion wurden große Teile des Werkes am Ende des zweiten Weltkrieges zerstört und
erforderten einen Wiederaufbau sowie eine zukünftige Stadtentwicklungsstrategie in
den folgenden Jahrzehnten (vgl. Tessin 2003: 135).
Die Stadt und der Volkswagenkonzern haben es innerhalb weniger Jahre geschafft,
durch Ansiedlung passender Betriebe und den Aufbau eines Besuchermagneten, die
Zahl der Arbeitslosen zu verringern und den regionalen Dienstleistungsanteil zu stei-
gern. Dieser Prozess führte zu einem Alleinstellungsmerkmal und zu einer bundeswei-
ten Imageaufwertung der Stadt Wolfsburg (vgl. ebd.: 146).
Abb. 4: Autostadt Wolfsburg (Quelle: HAZ 2018)
2.4.3 Urban-Renaissance-Projekte
Urban–Renaissance–Projekte werten systematisch Industriebrachen und innerstädti-
sche Areale auf, mit der Zielstellung urbanes Leben kontinuierlich lebenswert zu gestal-
ten. Bei der Nutzungsfrage der aufzuwertenden Gebiete genießen Kultur, Unterhaltung
oder Gewerbe eine höhere Priorität als eine mögliche Wohnnutzung. Unabhängig der
entstandenen Nutzungsform befinden sich die Gebiete häufig in gentrifizierten Stadt-
quartieren. Urban-Renaissance–Projekte sind in der Praxis neben Hafenrevitalisie-
rungsprojekten unter anderem auch imposante Bürokomplexe oder Museumsbauten.
Die Durchführung dieser Projekte geschehen zumeist auf Initiative der Städte, mit der
Prämisse die Stadt weiterzuentwickeln und somit auf den internationalen Standort-
wettbewerb zu reagieren (vgl. Huning, Peters 2003: 6).
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