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Bachelorarbeit Fachhochschule Erfurt
Großprojekte als Instrument der Stadtentwicklung Stadt- und Raumplanung
2.3 Einfluss projektorientierter Planung auf Planungsprozesse
Der wiederentdeckte Mehrwert und der damit verbundene Einsatz von Projekten in der
Stadtentwicklung führen zu einer Neuordnung der Planungsprozesse. Planung verläuft
simultan zur Umsetzung und erhält eine Verantwortlichkeit für die Durchführung des
Projektes. Für eine erfolgversprechende Projektrealisierung müssen die Projektverant-
wortlichen mit allen beteiligten Akteuren zusammenarbeiten. Die generelle Vorgehens-
weise bei der Planung legt den Fokus auf „umfassende, flächendeckende und auf Dauer
angelegte Schwerpunktsetzung“ (Krüger 2007:333). Durch Projekte verändert sich die
Rolle der Planung, indem „eine inhaltliche, räumliche und zeitliche Schwerpunktset-
zung“ (ebd.: 333) vorgenommen wird.
Jedoch impliziert die projektorientierte Planung durch ihre spezifische Sonderstellung
eine Ungleichbehandlung und widerspricht damit dem Grundgedanken der Raumpla-
nung (vgl. ebd.: 332ff.). Dieser Grundgedanke findet sich im Raumordnungsgesetz wie-
der und fordert, gleichwertige Lebensverhältnisse zu schaffen (§1 Abs.2 ROG).
Die Besonderheit von Projekten sind die projektorientierte Organisationen sowie fort-
schrittliche und komplexe Prozesse. In der Praxis führen diese Eigenschaften mitunter
zu einem erhöhten Unsicherheitsfaktor bei der Projektumsetzung (vgl. Knieling 2005:
813f.). Auch Großprojekte als eine Kategorie von Projekten üben einen gewissen Ein-
fluss auf die klassischen Planungsprozesse aus. Die Planungsprozesse durch Großpro-
jekte erfolgen in zwei Modellen. Entweder wird die Planung „durch Großprojekte über-
haupt erst angestoßen oder zumindest unterstützt“ (Huning, Peters 2003: 7) oder die
Planung vollzieht sich durch das Projekt, „wobei das Projekt Mittel zum Zweck und Teil
einer umfassenderen Planungsstrategie sein sollte“ (ebd.: 7). Die Planung von Großpro-
jekten findet vorwiegend abseits der üblichen demokratischen gesetzmäßigen Rah-
menbedingungen statt und muss ihr Handeln rechtlich nicht rechtfertigen (vgl. ebd.:
7ff.). Diese Tatsache bürgt jedoch gewisse Risiken, welche in Abschnitt 2.5 expliziter be-
schrieben werden.
2.4 Kategorien von Großprojekten
Mit der Zeit verändern sich auch sukzessiv die Zielsetzungen von großen Ereignissen in
der Stadtpolitik. Anfänglich kennzeichnete die Motivation für die Durchführung eines
solchen Projektes der nationale, regionale oder städtische Prestigegewinn. Folglich lag
der Fokus der Veranstalter auf der Inszenierung und dem problemlosen Ablauf der
Großveranstaltung. Im Wandel der Zeit und der sich ständig veränderten politischen,
gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, erhöhte sich der Legiti-
mationsdruck der Veranstalter. Dabei spielte der mehr und mehr in den Fokus der
Stadtentwicklung rückende Nachhaltigkeitsgedanke auch bei der Umsetzung von
Großprojekten eine entscheidende Rolle (Höhn 2008: 12).
Um sich der Frage anzunähern, welche Merkmale ein Projekt aufweisen muss, um als
Großprojekt bezeichnet zu werden, ist zunächst eine Unterteilung von Großprojekten
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