Page 30 - Bacherlorarbeit, Jonas Hänsel, 10325618
P. 30
Bachelorarbeit Fachhochschule Erfurt
Großprojekte als Instrument der Stadtentwicklung Stadt- und Raumplanung
Bundesgartenschauen sind kostspielige Großprojekte. Die „Bundesgartenschau 2009
Schwerin“ bilanzierte ein Gesamtbudget von 74,2 Millionen Euro (Die Bundesgarten-
schau-Schwerin-2009-GmbH 2010: 90). Im Rahmen der „Bundesgartenschau 2015 Ha-
velregion“ investierten die Kommunen allein 40 Millionen Euro für die Hauptausstel-
lungsbereiche (Zweckverband-Bundesgartenschau-2015-Havelregion 2016: 93).
Die Durchführung einer Bundesgartenschau ist an umfassende Verpflichtungen ge-
knüpft. Insbesondere Verpflichtungen finanzieller Art belasten dabei den Finanzetat der
Kommunen (Höhn 2005: 14).
Die Finanzierung erfolgt zu einem hohen Anteil durch die öffentliche Hand, zu einem
Anteil aus dem kommunalen Haushalt und zu einem geringen Anteil durch die jeweilige
BUGA-GmbH. Die Risiken einer Verschuldung liegen somit primär auf Seiten der Kom-
munen. In den offiziellen BUGA-Abschlussberichten finden sich die Aufschlüsselung des
Gesamtbudgets wieder, dieses beinhaltet jedoch nicht die Kosten für Begleitprojekte
und Personalkosten (vgl. BUND 2013: 9).
3.3 Zwischenfazit
Eine Bundesgartenschau ist heutzutage eher ein strategisches Instrument zur nachhal-
tigen Stadt- und Regionalentwicklung und weniger eine reine Gartenschau. Derartige
Großprojekte sind in der Regel verbunden mit Millionen von Besuchern, die bei der Pla-
nung zu berücksichtigen sind. Die damit verbundenen Anforderungen an die vorhan-
dene Infrastruktur müssen integriert werden, um erforderliche Neugestaltungen ent-
sprechend vornehmen zu können. Bundesgartenschauen sind dabei eine Mischung aus
Zukunft und Tradition, woraus sich der Anspruch der Veranstalter ergibt, einen Balan-
ceakt zwischen zukunftsorientierter Stadtentwicklung und Vertretung der langen Tra-
dition deutscher Gartenschauen und Gartenkultur zu vollführen. Die Herausforderung
bei der Umsetzung besteht in der Abwägung unterschiedlicher Standpunkte und in der
Beteiligung oder zumindest in der Aufklärung der Bürger über die Planung und die zu-
künftigen Projektschritte. An diesem Punkt müssen innovative Möglichkeiten gefunden
werden, um Transparenz zu garantieren und die Öffentlichkeit für das Großprojekt zu
begeistern. Nur unter dieser Bedingung kann der wirtschaftliche und gesellschaftliche
Aufschwung, der während der Umsetzungsphase entsteht sowie die mediale Aufmerk-
samkeit genutzt werden, um eine Nachnutzung der Ausstellungsbereiche zu gewähr-
leisten und eine nachhaltige Stadtentwicklung voranzutreiben. Der öffentliche Ver-
marktungs- und Erfolgsdruck einer Bundesgartenschau werden auf den Zeitraum der
Ausstellung begrenzt sowie gemessen und bürgen das Risiko einer Vernachlässigung
der nachhaltigen konzeptionellen Planung. Bundesgartenschauen haben die komplexe
Aufgabe, diese divergierenden Ziele in Einklang zu bringen. Durch zeitlich veränderte
Ansprüche an Gartenschauen muss der ökologische und soziale Mehrwert aktuell mehr
als je zuvor der Öffentlichkeit vermittelt werden. Eine moderne Bundesgartenschau
darf nur unter minimalen und vertretbaren Eingriffen in die örtliche Landschaft stattfin-
den.
24