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Bachelorarbeit Fachhochschule Erfurt
Großprojekte als Instrument der Stadtentwicklung Stadt- und Raumplanung
5 Auswirkungen der „Bundesgartenschau 2007 Gera
und Ronneburg“
Gemeinsam mit der Stadt Ronneburg richtet Gera im Jahr 2007 das Großprojekt Bun-
desgartenschau aus. Zweifelsohne wird den Besuchern und der Weltöffentlichkeit über
sieben Monate ein öffentlichkeitswirksames und perfekt inszeniertes Event präsentiert,
das sich nahtlos in die lange Tradition deutscher Gartenschauen einreiht. Diese Tatsa-
che beantwortet nicht die Frage, ob die „Bundesgartenschau 2007“ auch Impulse für
die Entwicklung der Stadt anstoßen konnte, die über den eigentlichen Veranstaltungs-
zeitraum hinaus nachweisbar und spürbar sind.
Um die Wirkungen der Bundesgartenschau auf die Stadt Gera zu analysieren, ist eine
Auseinandersetzung mit der Thematik nachhaltige Stadtentwicklung von essenzieller
Bedeutung. Dieser Schritt erfolgt bereits in Abschnitt 2.1, mit dem Erkenntnisgewinn,
dass nachhaltige Stadtentwicklung unter den lokalen Rahmenbedingungen sowie un-
ter den Aspekten Ökologie, Ökonomie, sozio-kulturelle Infrastruktur und öffentlicher
Teilhabe betrachtet werden muss (vgl. Korczak 2007: 96).
Für eine Bewertung der „Bundesgartenschau 2007“, hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeit
und ihrer Wirkungen auf die Stadtentwicklung, ist eine Erörterung der zeitlich gebunde-
nen gesamtstädtischen Entwicklung erforderlich sowie ein Betrachtungszeitraum der
Wirkungen, der über den Veranstaltungszeitraum der „Bundesgartenschau 2007“ hin-
ausgeht und das Jahr 2020 einschließt. Vor diesem Hintergrund erfolgt zunächst eine
Ausführung der Stadtentwicklung Geras im 20. Jahrhundert. Daran anschließend wer-
den mittels der qualitativen Forschung und ausgewählter Indikatoren, infrastruktu-
relle, ökonomische, soziale sowie ökologische Auswirkungen der „Bundesgartenschau
2007“ auf die Stadtentwicklung Geras aufgezeigt und bewertet. Die identische Methodik
wird gewählt, um die Nachnutzung und die Integration des BUGA-Konzeptes und die
während der Bundesgartenschau umgesetzten Projekte in die lokale und regionale Ent-
wicklung darzulegen und zu bewerten.
5.1 Entwicklung der Stadt Gera im 20/21 Jahrhundert
Um aufzuzeigen, welche Entwicklungen die „Bundesgartenschau 2007“ in Gera geför-
dert und welche Auswirkungen dadurch einhergehen konnten, muss die historische Be-
trachtung in die Analyse einfließen. Als Ausgangslage dient hierfür das Jahr 1959, in
dem Gera mit 100.924 Einwohnern zu einer Großstadt wird. In den folgenden Jahren
erlebte die „Otto–Dix–Stadt Gera“, namengebend hierfür ist der bedeutsame deutsche
Maler und Grafiker Wilhelm Heinrich Otto Dix, durch den regionalen Uranerzabbau ei-
nen wirtschaftlichen Aufschwung. Auch in Gera agierte die Denkweise des sozialisti-
schen Städtebaus, infolgedessen 1972 das größte städtische Neubaugebiet mit etwa
45.000 Einwohnern im Stadtteil Gera–Lusan entsteht (Stadt Gera o.J.). Auch die Stadt-
entwicklung Geras ist ab 1990 durch das historische Ereignis, den Fall der Berliner
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