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Bachelorarbeit                                       Fachhochschule Erfurt
Großprojekte als Instrument der Stadtentwicklung  Stadt- und Raumplanung

4 „Bundesgartenschau 2007 Gera und Ronneburg“

Die USA, Kanada und das „Ronneburger Revier“ zusammen mit den sächsischen Gruben
um Johanngeorgenstadt und Schneeberg - auf den ersten Blick verbindet diese Stand-
orte nicht viel miteinander. Doch nach Beendigung des 2. Weltkrieges waren dies die
größten Uranproduzenten weltweit. Zwischen 1949 und 1990 lieferte die Sowjetisch-
Deutsche Aktiengesellschaft „Wismut AG“, ab 1954 „SDAG Wismut“, unter anderem
auch aus dem „Ronneburger Revier“ die Rohstoffe für die sowjetische Atombomben-
produktion.

Mit dem Fall der deutschen Mauer im Jahr 1990 wurde auch der Uranerzabbau auf deut-
schem Boden eingestellt und es erfolgte die Auflösung der „SDAG Wismut“ und die
Gründung der „Wismut GmbH“. Die neu gegründete GmbH musste sich als zukünftige
Planungsaufgabe mit der nachhaltigen Sanierung der entstandenen Schäden und öko-
logisch sinnvollen Wiedernutzbarmachung der belasteten Flächen auseinandersetzen.
Die Folgen des Uranerzabbaus waren Umweltschäden in Form von devastierten Land-
schaften, hohe Schadstoffbelastungen in Gewässern und Böden sowie tiefe Eingriffe in
die Funktionsgefüge der Ökosysteme. Ziel war neben der Wiederherstellung gesunder
Lebensbedingungen auch die Stilllegung der Bergwerke, der Abriss der Betriebsanlagen
sowie die Einleitung eines nachhaltigen wirtschaftlichen Strukturwandels (vgl. Meyer,
FHE 2010: 204ff.).

Neben den ökonomischen hatte die Region um Ronneburg auch mit den wirtschaftli-
chen Folgen zu kämpfen. Zu diesem damaligen bedeutsamen Wirtschaftsraum zählte
auch die ehemalige Bezirksstadt Gera, in der sich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhun-
derts eine überdurchschnittlich starke Industrialisierung und Besiedlung vollzogen
hatte. Die wirtschaftlich von dem Uranerzabbau abhängige Region hinterließ eine her-
untergewirtschaftete Industrie, die nach 1990 den Bedingungen des offenen Weltmark-
tes nicht gewachsen war. Infolgedessen brachen in der Stadt Gera rund 20.000 Arbeits-
plätze im Arbeitsbereich des Uranerzbergbaus weg. Diesem Strukturbruch und dessen
Folgen nahm sich die regionale Planungsgemeinschaft Ostthüringen ab 1991 als einen
besonderen regionalen Arbeitsschwerpunkt an. Die durch „Arbeitslosigkeit, Bevölke-
rungsabwanderung, infrastrukturelle Defizite, entstandenen Industriebrachen und
Tendenzen der Suburbanisierung“(Dally, Scheithauer 2003: 8) sollten, integriert in die
regionalen Rahmenbedingungen, analysiert und bewältigt werden (vgl. ebd.: 8).

Die Stadt Gera musste auf die Entwicklung der vergangenen Jahre reagieren und be-
warb sich 1997 gemeinsam mit der rund zehn Kilometer östlich entfernten Kleinstadt
Ronneburg für die 29. Deutsche Bundesgartenschau. Im April 2007 fiel nach einer inten-
siven Planungsphase der Startschuss für die erste Bundesgartenschau in Thüringen und
die erste Bundesagartenschau mit zwei ausrichtenden Städten. Nicht nur diese beiden
Merkmale charakterisierten die „Bundesgartenschau 2007“ und sorgten für bundeswei-
tes Interesse. Im weiteren Verlauf der Arbeit werden Planung und Umsetzung dieses

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