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Bachelorarbeit                                       Fachhochschule Erfurt
Großprojekte als Instrument der Stadtentwicklung  Stadt- und Raumplanung

durch sich ständig ändernde gesellschaftspolitische Problemstellungen. Diese Prob-
lemstellungen und die sich dadurch veränderten Zielstellungen lassen sich auch bei der
Umsetzung der bisherigen Bundesgartenschauen feststellen. In den 1950er Jahren war
die Beseitigung von Kriegs– und Nachkriegsauswirkungen mittels der Bundesgarten-
schauen zentrales Thema (vgl. Eßer 2018: 78).

Die erste Bundesgartenschau in dem uns heute bekannten Format fand im Jahr 1951 in
Hannover statt (vgl. Kirchgesser 2005: 5). In den 1960er Jahren sollten öffentliche Park-
anlagen für die Bevölkerung geschaffen und die Begrünung des Wohnumfeldes voran-
getrieben werden. Der Planungsansatz der autogerechten Städte und die Schaffung
von Parks zur Naherholung machte sich in den folgenden Jahren auch bei der Umset-
zung von Bundesgartenschauen bemerkbar (vgl. Eßer 2018: 78).

Die 1980er Jahre lassen sich durch das intensivere Verlangen der Bürger bei der Mitspra-
che von Umweltbelangen charakterisieren (Höhn 2005: 13). Begünstigt wurde dieses
Verlangen unter anderem durch ein umweltpolitisches Umdenken der Gesellschaft und
die dadurch entstandenen Wahlerfolge der deutschen politischen Partei „Die Grünen“
(vgl. Probst 2013: 509f.).

Nach der Wendezeit, bestimmten vor allem in ostdeutschen Städten und Regionen Re-
naturierungsmaßnahmen, der beispielsweise durch den Uranerzabbau verursachten
Schäden an der Umwelt, die zentralen Aufgabenfelder der Bundesgartenschauen (vgl.
Eßer 2018: 78).

3.1 Erwartungen an Bundesgartenschauen

Motivationen für die Ausrichtung einer Bundesgartenschau sind weitreichend. Die Kom-
munen oder Regionen erhoffen sich eine Verbesserung der lokalen und regionalen Le-
bensqualität. Infolgedessen sollen sich Gewerbeansiedlungen und Bevölkerungszahlen
positiv ausbilden und dadurch Möglichkeiten zur Steigerung der regionalen Kaufkraft,
der Schöpfung von Arbeitsplätzen sowie zunehmende Steuererträge erzielt werden.
Eine Verbesserung der Lebensqualität stellen die Bundesgartenschauen durch urbane
und stadtangrenzende Grünflächen in Aussicht, die zu einem besseren Stadtklima füh-
ren können. Bewerber einer Gartenschau sehen in den Grünflächen schnell erreichbare
Naherholungsräume, mit denen sich der regionale Individualverkehr abschwächen
lässt. Strukturschwache Gegenden in Deutschland sehen in der Ausrichtung einer Bun-
desgartenschau ihre Chance, den in der Vergangenheit gescheiterten Strukturwandel
zu vollziehen (Höhn 2005: 12).

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